Ein Chor, der Flötentöne beibringt
Im Frühjahr 2015 in Erwartung des selbst organisierten Festivals „PiPaPo – mit Pinsel, Pauke, Poesie“ rief der KIL ein sogenanntes „Damen-und-Herren-Spontan-Orchester“ ins Leben.
Unter fachfraulicher Leitung (Gesangsdozentin Regina Hellmann aus der Geretsrieder Groove-Academy) sollten passend zum Motto des Festivals (das in 2015 lautete „Kopf über Stöckelschuh‘“, weil fast nur Frauen aufgetreten sind) von den bunt durcheinander gewürfelten Frauen und wenigen Männern Lieder eingeübt und dann vorgetragen werden, die sich mit dem Verhältnis Frauen/Männer, mit der Situation der Frau in der Gesellschaft und überhaupt mit dem Frauenleben beschäftigen.
Also, weniger Lieder, die sich ins Ohr schmeicheln, als eher Lieder zum Aufhorchen und Aufheulen – ein „Sirenen-Chor“ eben. Gut ausgewählte Stücke aus einem Zeitraum von fast 100 Jahren – dazu eine originelle Choreographie – erlebten die begeisterten Gäste zum Abschluss des PiPaPo-Festivals im November im ausverkauften Geltinger Hinterhalt.
Den Damen und Herren hat die gemeinsame Chorarbeit so Spaß gemacht, dass sie nicht nur beschlossen hatten, als Chor zusammen zu bleiben und für ca. 3 bis 4 Auftritte im Jahr in lockeren Abständen regelmäßig zu üben. Sie wurden bereits beim Auftritt im Geltinger Hinterhalt vom Vorstand der Tölzer L.U.S.T spontan engagiert.
Und als es dann galt, im März 2016 auf dem Neuen Platz buchstäblich Farbe zu bekennen gegen den Aufmarsch der AfD, da versammelte sich die „Sirenen“ spontan im Bündnis der AfD-Gegner, sangen mit viel Unterstützung von Seiten der Demo-Teilnehmer einige gängige Lieder, was nicht nur für viel Aufmerksamkeit sorgte, sondern auch in der „Abendschau“ des Bayrischen Fernsehens“ gesendet wurde.
Ja, wenn die Situation zum Aufheulen ist, dann sind die Sirenen da.
Insgesamt ca. 25 Frauen und Männer singen aktuell im Sirenen-Chor. Jährlich tritt der Chor inzwischen mindestens 10 Mal auf. Bereits mehrmals mit einem vollen Programm in der Kulturbühne Hinterhalt und in der Alten Madlschule (Kulturverein L.U.S.T.). Auftritte am Weihnachtsmarkt in Geretsried am Neuen Platz sowie in Waldram gestalteten sie mit. Sie wurden zur Garten Soiree des Geretsrieder Bürgermeisters eingeladen und eröffneten die Kunstmeile 2017 in der Wolfratshauser Loisachhalle.
Der Sirenenchor sang am Karl-Lederer-Platz für die Bienen und im Tölzer Marionettentheater ein ganzes Abendprogramm gegen die Schließung der Hebammenstation im Tölzer Krankenhaus aus Anlass des Weltfrauentag.
Die Proben dafür sind öffentlich, vollkommen kostenlos (!) und zugänglich für alle, egal welchen Geschlechts, welchen Alters, welcher Gesangserfahrung, welcher Weltanschauung etc.
Geprobt wird unter professioneller Anleitung einer erfahrenen Dozentin bislang ausschließlich im Geltinger Hinterhalt. Kleinere Proben zum Üben von einzelnen Stücken finden nach Absprache unter den „Sängern“ meistens im ein/anderen „Sirenen“-Wohnzimmer statt.
Alle Termine werden in der Tagespresse und online bekannt gegeben. In Planung für 2020 ist, die Sonntags-Workshops abwechselnd auch in nahegelegenen Seniorenheimen zu organisieren, damit die Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit haben, mitzusingen.
Geplant ist auch der ein/andere Auftritt im Seniorenheim selber. Singen macht sehr vielen Menschen Freude. In einem professionellen Chor mit zu singen, das können viele Hobby-Sänger mangels jahrelangem Stimmtraining oft nicht leisten. Viele, die gut singen können, scheuen sich vor einem weiteren festen Termin pro Woche, die bei „richtigen“ Chören für die Proben unerlässlich sind.
Mit dem „Sirenen-Chor“ gibt es nun für sie alle die Möglichkeit, originelle, witzige, wunderschöne Lieder mit anderen zusammen singen zu können, ohne wöchentliche Verpflichtung.
Und ohne große Erwartungshaltung an die Gesangskünste sich mit vielen gemeinsam trauen zu dürfen, einfach mit zu singen.
Die guten Sänger, die sich auch alleine singen trauen, haben beim Sirenen-Chor die Möglichkeit, zu solieren. Die weniger guten singen zu mehreren im Refrain oder sonst im Hintergrund.
Es hat sich bei den bisherigen Proben und Auftritten heraus gestellt, dass gerade einige der mitsingenden Frauen, die sich bislang nicht getraut hatten, öffentlich zu reden, Diskussionen auf einem Podium zu führen oder gar auf einer richtigen Bühne vor Publikum aufzutreten, beim Sirenen-Chor das bislang vermisste Selbstbewusstsein entwickeln konnten.
Damit leistet der Sirenen-Chor neben der Entwicklung von Freude am Singen und der Belebung der kulturellen Landschaft auch wertvolle Unterstützung zur Entwicklung von mehr Selbstsicherheit im Alltag und Beruf.
Die Tatsache, dass die Mitwirkung kostenlos ist für alle, macht den Chor durchlässig für alle Einkommensschichten in einer Zeit, wo die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, und Menschen mit wenig Einkommen oft mehr und mehr keine Mittel mehr dafür haben, in ihrer Freizeit z.B. an Musikschulen gegen entsprechende Gebühr singen zu lernen.
Der Vorstand des KIL e.V. möchte den „Sirenenchor“ als Langzeit-Angebot an alle Bürgerinnen und Bürger und an die Bewohner von Seniorenheimen erhalten und ausbauen und braucht dafür finanzielle Unterstützung.
Ein Filmbeitrag über den Sirenenchor finden Sie auf Youtube unter:
Sirenenchor-Matinee „Nur noch kurz die Welt retten“ an den Geretsrieder Kulturtagen PiPaPo 2019
Auftritt zum Weltfrauentag am 8. März 2019 in der Erinnerungsstätte Badehaus in Waldram
Aktion zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ 2019:
Die Sirenen singen für die Bienen im Stadtzentrum von Geretsried
Der Sirenenchor mit seinem Programm "Kopf über Stöckelschuh" in der Kulturbühne Lust in Bad Tölz, November 2016
Auftritt am interkulturellen Sommerfest in der Stadtbücherei in Wolfratshausen
August 2018
Bei den Chorproben im Hinterhalt
Gegen die AfD singen
Im März 2016 marschierte die AfD zur Großdemo am Neuen Platz in Geretsried auf.
Für den Sirenenchor galt es Farbe gegen den Aufmarsch zu bekennen. Kurzerhand versammelten sich die Sirenen und Sirenos im Bündnis der AfD-Gegner, brachten Musikinstrumente mit und Liedtexte zum Verteilen und animierten andere laut Mitzusingen, gegen die Stimmen der AfD-Anhänger auf der anderen Seite.
Das sorgte für viel Aufmerksamkeit, auch beim Filmteam der Abendschau des Bayerischen Fernsehens.